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Inforeihe Verhütung: Teil 1 - Rund um die Pille

Juli 27, 2019

#healtfact 

Was wisst ihr über die Pille, unserer häufigsten Verhütungsmethode?

Die Pille ist immer noch Verhütungsmethode Nummer 1. Unzählige Frauen nehmen jeden Tag dieses Medikament, nur leider wissen Viele gar nicht wie sie überhaupt wirkt. Im Folgenden möchte ich keineswegs die Pille grundsätzlich für schlecht erklären, sondern über Wirkung, Nebenwirkung, Sicherheit und Folgen aufklären, damit sich jede Frau ganz bewusst dafür oder dagegen entscheiden kann. An sicheren und nebenwirkungsärmeren Verhütungsmethoden mangelt es jedenfalls nicht mehr, wo von ich dann in den nächsten Teilen der Inforeihe berichten werde :)

Inhalt Teil 1 „Rund um die Pille“:
1.1: Was ist die Pille überhaupt?
1.2: Wie wirkt die Pille?
1.3: Wie sicher ist die Pille?
1.4: Die Pille als Arzneimittel bei PCOS, Endometriose, Akne...?
1.5: Was sind mögliche Nebenwirkungen der Pille?
1.6: Schwanger werden nach der Pille
1.7: Die Pille schon für Jugendliche?
1.8: Minipille, Kombipille und andere „hormonelle“ Verhütungsmethoden wie die Hormonspirale, Dreimonatsspritze und das Hormonstäbchen


Teil 1.1: Was ist die Pille überhaupt?
Oft reden wir von „hormoneller Verhütung“ oder die Anti-Baby Pille sei ein „Hormonpräparat“: Andere Verhütungsmethoden wie z.B. NFP (Natürliche Familienplanung) oder das Kondom gelten als „hormonfrei“. 
Dabei sind auch die Wirkstoffe in der Anti-Baby Pille „hormonfrei“. Denn enthalten sind Medikamente die keineswegs echte Hormone sind, sondern in gewisser Weise versuchen unsere körpereigenen Sexualhormone (Östrogen und Progesteron) zu imitieren. 
(der Einfachheit halber nenne ich die Inhaltsstoffe in der Pille im Folgenden künstliche Hormone, auch wenn es definitiv keine sind.)

Teil 1.2: Wie wirkt die Pille?
Sagen wir mal, unsere körpereigenen Hormone wären Schlüssel die in bestimmte Schlösser (die Hormonrezeptoren) passen . Dann haben die in der Pille enthaltenen künstlichen Hormone die gleiche Form wie die Schlüssel und passen somit auch in die Schlösser. Allerdings lassen sich die Türen nicht öffnen. 
Denn die künstlichen Hormone besetzen die Hormonrezeptoren, haben aber überhaupt nicht die gleiche Wirkung wie unsere Hormone. 
Da die Hormonrezeptoren mit den künstlichen Hormonen der Pille besetzt sind, können unser Östrogen und Progesteron nicht mehr andocken.

Unsere Hypophyse im Gehirn (Hormon-Steuerzentrale) bekommt nun gemeldet: „Alle Rezeptoren sind besetzt, du brauchst keine Sexualhormone mehr zu produzieren.“ Also wird die Produktion unser körpereigenen Hormone LH, FSH und somit auch Östrogen und Progesteron, bis auf minimale Mengen, eingestellt. 
Damit ist der weibliche Zyklus lahmgelegt. 
Es findet kein Eisprung mehr statt und auch die Gebärmutterschleimhaut baut sich kaum mehr auf und ab. Eine Schwangerschaft wird so, in den allermeisten Fällen, erfolgreich verhindert. 
Je doch hat die Unterdrückung dessen, was uns als Frau eigentlich ausmacht, natürlich Folgen für den gesamten Organismus. 

Die meisten Pillenpräparate sehen eine „Pillenpause“ vor. Also nach einem Blister wird für eine Woche die Pilleneinnahme ausgelassen. Es kommt zur Blutung. Jedoch kann hier eigentlich nicht von einer „Menstruation“ gesprochen werden. Stattdessen kommt es zu einer Hormon-Entzugsblutung. Der Körper reagiert, weil er die tägliche Medikamentendosis nicht bekommt, mit dem Ablösen der dünnen Gebärmutterschleimhaut.
Erfunden wurde diese Pillenpause tatsächlich von der Pharma-Industrie um den Frauen einen normalen Zyklus vorzugaukeln. 


Teil 1.3: Wie sicher ist die Pille? 
Die Pille zählt zu den hoch sicheren Verhütungsmethoden. Meist wird die Sicherheit der Verhütung mit dem Pearl-Index beurteilt. Dieser ist zwar nett um einen Überblick zu gewinnen, ist allerdings nicht immer ganz aussagekräftig und valide. 
Er gibt an, wie hoch der Anteil sexuell aktiver Frauen ist, die trotz Verwendung des getesteten Verhütungsmittel, innerhalb eines Jahres schwanger werden. 
Je niedriger der Pearl-Index desto sicherer ist die Verhütungsmethode. 
Unterschieden werden muss allerdings zwischen der Methodensicherheit und der Gebrauchssicherheit. Die Methodensicherheit gibt den Wert an wie viele Frauen, bei einwandfreier Anwendung der Methode, schwanger werden. Die Gebrauchssicherheit gibt an wie viele Frauen tatsächlich, also unter Berücksichtigung von Einnahmefehlern und Störfaktoren, schwanger werden. 
Die Methodensicherheit der Pille beträgt 0,3. Die Gebrauchssicherheit allerdings bei bis zu 8. Das bedeutet, dass konkret bis zu 8 von 100 Frauen innerhalb eines Jahres, unter der Pille, schwanger werden. Der Pearl-Index von gewissen „hormonfreien“ Verhütungsmethoden kann da definitiv mithalten und liegt teilweise sogar darunter. 

Teil 1.4: Die Pille als Arzneimittel bei PCOS, Endometriose, Akne...?
Oft wird die Pille gar nicht zur Verhütung verschrieben, sondern als Medikament gegen diverse hormonelle Dysbalancen / gynäkologische Krankheiten. 
Wenn hormonelle Dysbalancen vorliegen ist meist auch die Menstruation verändert. Zu häufige, ausbleibende, unregelmäßige und schmerzhafte Blutungen können die Folge sein. Die Pille soll dann den Zyklus wieder in Ordnung bringen. Aber Moment mal, haben wir nicht schon besprochen das die Pille eigentlich genau das Gegenteil macht, nämlich den normalen Zyklus unterdrückt? Ja, genau, dass ist richtig! Die Pille legt deinen Zyklus komplett lahm und du hast einen Scheinzyklus, der allerdings nichts mit deinem natürlichen, weiblichen Körper zu tun hat. 
Also wird hier nichts an der Ursache der Beschwerden getan, sondern einfach nur unterdrückt. Gute Idee, wären da nicht erstens die Nebenwirkungen der Pille und zweitens der irgendwann kommende Zeitpunkt an dem du die Pille absetzen möchtest. Denn häufig stehst du dann an dem gleichen Punkt wie vor der Einnahme. 

Teil 1.5: Was sind mögliche Nebenwirkungen der Pille?
Ich könnte jetzt alles nennen was im Beipackzettel steht. Dazu gehören zum Beispiel Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Zwischenblutungen, Kopfschmerzen, Migräne und Übelkeit. Selbst eine erhöhte Suizidalität muss seit 2019 im Beipackzettel aufgeführt werden. Sehr seltene aber dafür umso gefährlichere Nebenwirkungen sind die erhöhte Thrombosegefahr (und damit Herzinfarkt, Schlaganfall) oder auch ein erhöhtes Brust- und Gebärmutterhalskrebsrisiko.
Anwenderinnen berichten aber von weitaus mehr Nebenwirkungen als den angegebenen. Diese sind zwar nicht lebensgefährlich aber wer lebt schon gerne mit Wassereinlagerungen, unreiner Haut, Libidomangel (keine Lust auf Sex), trockene Vaginalschleimhaut, Blähbauch und vermehrter Körperbehaarung?

Eine ganz wichtige, aber Vielen unbekannte Tatsache ist, dass die Pille ein Nährstoffräuber ist. Gewisse Vitamine, Mineralien und Spurenelemente werden unter Einnahme der Pille in einer höheren Dosis gebraucht und daher entsteht bei vielen Frauen ein Mangel an diesen. Als wäre es heutzutage nicht sowieso schon schwer genug seinen Nährstoffbedarf vollkommen zu decken, wird es für viele Frauen also noch schwieriger. Von folgenden Nährstoffen haben wir durch die Pille einen höheren Bedarf: 
Vitamine C, D3, B6, B12
Magnesium
Mangan
Selen 
Eisen
Jod 
Zink

Es gibt mittlerweile Nahrungsergänzungshersteller, die Präparate extra für Pillen-Anwenderinnen herstellen. 
Allen Frauen, die die Pille als Verhütungsmethode beibehalten möchten, empfehle ich dringend darauf zu achten die oben aufgeführten Nährstoffe ausreichend einzunehmen und evtl. zu supplementieren.
Besondere Vorsicht sei auch bei Frauen geboten, die die Pille absetzen um schwanger zu werden. Was es da zu beachten gibt, seht ihr im nächsten Abschnitt: „Schwanger werden nach der Pille“.

Teil 1.6: Schwanger werden nach der Pille
Grundsätzlich ist es natürlich möglich nach dem Absetzen der Pille schwanger zu werden. Oft klappt dies aber nicht von jetzt auf gleich, denn der über lange Zeit lahmgelegte Zyklus muss sich erst wieder einpendeln. In vielen Fällen bleibt die Periode für eine gewisse Zeit aus (Post-Pill-Amenorrhoe), dann findet auch kein Eisprung statt und so ist eine Schwangerschaft zunächst nicht möglich. Es passiert aber auch, dass Frauen direkt nach dem Absetzen schwanger werden. 
Wichtig ist aber, dass der Follikel (Ei) sich schon weitaus früher entwickelt. Man spricht von etwa einem Jahr. Über dieses Jahr ist allerdings wenig bekannt. Interessant wird es ab drei Monaten vor dem Eisprung. Denn schon jetzt kann die Entwicklung beeinträchtigt werden. Ein Nährstoffmangel kann zu Schäden am Follikel führen. Wie schon beschrieben, ist die Pille ein Nährstoffräuber und wenn man während der Einnahme nicht genug Nährstoffe hatte, ist eine Schwangerschaft direkt nach dem Absetzen nicht erstrebenswert! Gib deinem Körper mindestens drei Monate Zeit zur Regeneration oder supplementiere zumindest die vorher beschriebenen Nährstoffe ab 3-4 Monate vor dem Absetzen. 

Teil 1.7: Die Pille schon für Jugendliche? 
Immer früher kommen Kinder in die Pubertät und haben Sex. Natürlich wollen wir in so jungen Jahren eine Schwangerschaft tunlichst vermeiden. Die Pille ist sehr einfach zu nehmen. Jeden Tag eine Tablette schlucken und eine Schwangerschaft scheint ausgeschlossen. Wie oben beschrieben sieht die Anwendungssicherheit aber anders aus. Dann wird die Pille doch mal vergessen, es gab starken Durchfall oder Erbrechen (z.B. durch übermäßigen Alkoholkonsum, der ja im Teenager-Alter durchaus mal vorkommen kann), Einnahme von Antibiotika oder manch anderen Medikamenten.
Zu dem muss man beachten, dass Jugendliche, die gerade erst ihre Weiblichkeit und Sexualität entdecken würden, dazu leider gar nicht die Chance bekommen weil ihre Sexualhormone komplett fremdgesteuert werden. Dies hat auch Einfluss auf die Stimmung, Libido (Lust auf Sex) und das Selbstbild. 
Der Körper entwickelt sich auch anders. Zum Beispiel wächst oft die Gebärmutter nicht weiter. So haben selbst ausgewachsene Frauen in den Dreißigern manchmal eine kleine Gebärmutter wie im Teenager-Alter. 

Nun ist das für Eltern ein großer Zwiespalt, denn das Kind soll auf gar keinen Fall schwanger werden, aber die Pille ist auch nicht optimal. Ich werde, innerhalb der Inforeihe zur Verhütung, auch noch Methoden vorstellen die für Jugendliche durchaus geeignet sind. Denn wenn ihr mich fragt, finde ich es schon schwierig einen über Jahre eingependelten Zyklus durch die Pille durcheinander zu bringen, aber noch schwieriger in einen noch überhaupt nicht vorhandenen bzw. ausgefeilten Zyklus direkt massiv einzugreifen.


Teil 1.8: Minipille, Kombipille und andere "hormonelle Verhütungsmethoden" wie die Spirale, Dreimonatsspritze und Hormonstäbchen 
Es gibt verschiedene Pillenpräparate und der Ein oder Andere wird schon etwas von der Kombipille oder der Minipille gehört haben. Im Artikel habe ich zunächst grundsätzlich von der Pille gesprochen und die Beschreibungen passen auch, mit ein paar Ausnahmen, auf alle Pillenpräparate. Wenn auch oft behauptet wird eine Pille wäre verträglicher als die andere, oder die Minipille habe weniger Nebenwirkungen, zeigt die Praxis (von einigen Gynäkologen und Heilpraktikerinnen bestätigt) etwas anderes. Das Hormonsystem wird so oder so durcheinander gebracht und daher habe ich in dem Artikel auch nicht nochmal unterteilt, das würde auch den Rahmen sprengen.  
 
Zu anderen "hormonellen" Verhütungsmethoden möchte ich noch sagen, dass diesen genau der gleiche Wirkmechanismus zu Grunde liegt wie der Pille. Zu der Hormonspirale wird manchmal gesagt (leider selbst von Gynäkologen) sie wirke nur lokal und wäre daher "weniger schlimm als die Pille". Dem ist definitiv nicht so! Die künstlichen Hormone werden natürlich über die Schleimhäute aufgenommen und in den Körperkreislauf transportiert, so wie Hormone über Haut und Schleimhäute immer aufgenommen werden. Eine implantierte hormonelle Verhütung wie die Hormonspirale oder das Hormonstäbchen  
hat den Vorteil, dass man keine Anwendungsfehler begehen kann, wie z.B. die Pille vergessen. Trotzdem stehe ich persönlich diesen Methoden noch kritischer gegenüber, da sie im Prinzip dauerhaft und kontinuierlich die künstlichen Hormone abgeben und diese auch noch direkt in die Blutbahn gelangen, also nicht wie die Pille erst über den Magen-Darm Trakt aufgenommen und zum Teil in der Leber "aussortiert" werden. Das belastet die Leber zwar enorm, jedoch finde ich das unkontrollierte Eindringen noch kritischer.  
Bei der Dreimonatsspritze gilt besondere Vorsicht. Denn sind die Hormone erst einmal in den Körper gespritzt worden, kann man sie nicht "wieder raus holen". Auch wenn sich Nebenwirkungen entwickeln! 


Überlegst du die Pille abzusetzen und eine natürliche Verhütungsmethode auszuprobieren? Hast du Sorge, dass es zu Problemen nach dem Absetzen kommt? Leidest du unter PCOS, Endometriose oder anderen hormonellen Dysbalancen, möchtest die Pille absetzen, aber weißt nicht wie du das am besten angehst? 
Gerne berate ich dich in meiner Praxis und unterstütze dich ganzheitlich auf dem Weg zur natürlichen Verhütung oder auch auf dem Weg zum Wunschkind.
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
* In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
Der Mensch und die Natur sind zyklische Wesen. So verläuft jeder Tag im Morgen-, Mittag-, Abend- und Nachtzyklus. Jede Mondphase mit zunehmenden Mond, Vollmond, abnehmenden Mond und Neumond. Jedes Jahr mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ 🌷‌Die erste Zyklushälfte bezeichnen wir als Frühling. Hier ist es oft so, dass wir neue Projekte beginnen wollen, voller Motivation sind und gern neue Kontakte knüpfen. Der erhöhte Östrogen Spiegel bewirkt den Aufbau unserer Gebärmutterschleimhaut und auch psychisch befinden wir uns in einer Wachstumsphase. ⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ☀️Während der fruchtbaren Zeit, also um den Eisprung rum, ist der Sommer. Oft fühlen wir uns dann besonders wohl in unserem Korper, flirten gerne und haben vermehrt Lust auf Sex. Spaß und Sport stehen jetzt ganz hoch im Kurs. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ 🍁Die zweite Zyklushälfte vergleichen wir mit dem Herbst. Wir fahren runter, schlafen mehr, mögen es kuschelig, sind kreativer und besonders emphatisch. ⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ❄️Die Zeit der Menstruation ist der Winter. Hier möchten sich die meisten Frauen zurück ziehen. Wie regenerieren und reinigen uns. Hier sollten wir auf unsere Intuition hören und auch Mal zulassen, dass uns gerade nicht nach vielen Kontakten oder Partys ist. ____________________________________ 🌱Findest du dich darin wieder?
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
1# bisher mehr als 200 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen 2# besteht zu 99% aus Wasser 3# soll antientzündlich, antibakteriell, antiviral, feuchtigkeitsspendend und wundheilend wirken 4# die wildlebende Pflanze kann monatelang ohne Regen auskommen 5# das Gel kann äußerlich und innerlich eingesetzt werden, als Tinktur, Salbe, Tee (innerliche Anwendung bitte nur in medizinischer Begleitung) Du kannst die Aloe Vera Pflanze ganz einfach zuhause im Topf züchten. Bei Bedarf schneidest du einen Teil (am besten ein ganzes Blatt) der Pflanze ab und nutzt das Gel im Inneren des Blattes. Tipp: den Rest des Blattes kannst du ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren. Schon mal ausprobiert? :)
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
Ernährung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Elternsein... in vielen Dingen streben wir nach dem „Perfekten“. Die Ernährung sollte biologisch, saisonal, regional, Fairtrade, vegetarisch/vegan, gesund, vollwertig, gluten- & laktosefrei und nicht in Plastik verpackt sein. Ja, ein erstrebenswertes Ziel, aber umsetzbar? Es gibt sicherlich einige Menschen die es schaffen diese Sachen umzusetzen, aber das erfordert Zeit, Energie, Motivation und Disziplin. Meiner Meinung nach führen auch kleine Schritte zum Erfolg und damit sollte man beginnen. Nicht von heute auf morgen alles versuchen umzustellen, um dann doch zu scheitern, sondern nach und nach schauen was jetzt gerade möglich ist! Wie oft habe ich schon Sätze gehört wie: „Naja Person X lebt zwar vegetarisch aber fliegt ständig mit dem Flugzeug in den Urlaub“ oder „Person Y nimmt ja das E-Bike zur Arbeit, der Nachhaltigkeit wegen, benutzt aber Kaffeekapseln“. Ja, „perfekt“ ist das nicht, aber ich finde jeden einzelnen Schritt toll, den jemand macht- für seine Gesundheit, für die Umwelt, für den Tierschutz oder sonstigen Zielen dieser Art. Muss man sich als Eltern schlecht fühlen wenn man Wegwerfwindeln statt Stoffwindeln benutzt? Wenn man Gläschen gibt anstatt jeden Tag selber zu kochen? Ist es verwerflich Bio-Tomaten in Plastik verpackt zu kaufen? Den perfekten Menschen gibt es nicht. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen und inspirieren anstatt radikal zu denken. Fühlt euch gut für das was ihr schafft und nicht schuldig für Dinge die ihr noch nicht erreicht habt. Mein Tipp: Denkt jeden Sonntag Abend drüber nach was ihr in dieser Woche ändern könnt. Das kann eine Kleinigkeit sein, wie z.B. eine Holzzahnbürste zu kaufen, Jutebeutel mit zum einkaufen zu nehmen oder im Bio- / Unverpacktladen einzukaufen. Am nächsten Sonntag reflektiert ihr wie umsetzbar das war und ob ihr das so weiter machen wollt / könnt. Und formuliert ein nächstes Ziel. Manchmal stehen aber auch andere Sachen im Leben an und es passt gerade nicht, dann ist das auch ok.
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
-Südafrika 2012- Endlich angekommen. Ob ich überhaupt fliegen kann, stand bis kurz vor Abreise nicht fest, hatte ich mir nämlich kurz zuvor einen fiesen Infekt im asiatischen Ausland geholt und durfte ein paar Tage in Quarantäne verbringen. Glücklicherweise doch kein Malaria, Hepatitis oder ähnliches. Aufregend und nervenaufreibend. Am Flughafen werde ich von einem Mitarbeiter der Universität, an der ich Supervision bekommen werde und in dessen Studentenwohnheim ich wohnen werde, abgeholt. Die Uni ist eine Partnerstätte meiner holländischen Uni. Da ich einige Zeit später anreise als alle anderen wurden die Arbeitsplätze bereits vergeben und ich hatte keine Entscheidungsfreiheit mehr. Ich hatte aber Glück, denn ich wurde genau da eingeteilt wo ich hin wollte. Halbtags in eine der größten Psychiatrien Südafrikas und zudem in einer Kindertagesstätte im Township. Vor allem die Psychiatrie interessiert mich brennend, denn dies war auch im Studium immer mein Schwerpunkt. Zwei weitere Studenten arbeiteten in den gleichen Einrichtungen wie ich. In der Psychiatrie durften wir uns aussuchen welche Stationen uns besonders interessierten und wo wir gern eingeteilt werden würden. Schnell wurde deutlich das wir eher als „fertige“ Kunsttherapeuten gesehen wurden und wir sehr selbstständig arbeiten würden. In einer deutschen Psychiatrie nicht denkbar, dass Studenten im dritten (vorletzten) Studienjahr einfach „auf die Patienten losgelassen werden.“ Auf der einen Seite fand ich das schade, hätte ich mir doch gerne Methoden von erfahrenen Therapeuten abgeschaut, auf der anderen Seite eine tolle Herausforderung von der ich sicher viel lernen konnte. Die Abteilungen, in denen wir arbeiten würden, waren: Allgemeine Psychiatrie Forensik Drogenentzugsprogramm In der Abteilung „Allgemeine Psychiatrie“ waren Patienten mit Erkrankungen mit psychiatrischen Diagnosen wie z.B. Borderline, Schizophrenie, Psychose, Depression, Essstörungen... In der Abteilung „Forensik“ waren Patienten, die eine Straftat begangen haben und auch eine psychiatrische Diagnose haben. Statt Gefängnis also Psychiatrie. Die Straftaten waren in den allermeisten Fällen Mord und Vergewaltigung, manchmal auch Mehrfachmord. Selten ging es um illegale Geldgeschäfte o.ä. Die „SATU“- Substance Abuse Treatment Unit- war ein vierwöchiges Drogenentzugs-Programm. Viele Menschen die alles in Ihrem Leben aufgrund von Drogenmissbrauch verloren hatten – oder auch nie etwas hatten. Der lange Drogenkonsum stand den meisten ins Gesicht geschrieben, eingefallene Gesichter, zernarbte Körper, junge Menschen sehen aus wie mind. 30 Jahre älter. Viele litten unter Vergewaltigungen in der Vergangenheit oder dem Verlust eines Familienmitglieds durch Mord. So hatte ich das Gefühl, auf der einen Seite mit den Tätern und auf der anderen Seite mit den Opfern zu arbeiten. Aber so einfach zu unterteilen ist das natürlich nicht. Die erste Therapiestunde in der Forensik steht an. Ich frage mich wie ich mich dabei wohl fühlen würde, war ich ja zuvor noch nie (zumindest bewusst) einem Mörder oder Vergewaltiger begegnet. Es war eine Gruppentherapie mit, ich glaube, vier Patienten. Zunächst alle recht zurückhaltend. Sie sprachen gebrochenes Englisch, ich war aber überrascht wie gut. So saß ich dann also vor einer Gruppe Schwerstkrimineller. Es fühlte sich aber nicht so an. Ich sah wie immer den Patienten, den Menschen hinter der Erkrankung, hinter der „Tat“. Und die Arbeit machte Spaß. Ich habe schnell bemerkt, dass viele Methoden die wir in Holland / Deutschland anwendeten hier nicht zu gebrauchen waren. Abstraktes Denken und die kognitive Fähigkeit eine Aufgabe zu verstehen und dann umzusetzen war bei einigen extrem eingeschränkt. Es lag nicht an der Sprache, sondern wahrscheinlich an mangelnder Bildung aber auch viel an der Krankheit, lebten einige Patienten in ihrer ganz eigenen Welt. Zu dem kam oft, dass die Patienten in der Forensik und Allgemeinen Psychiatrie einen Haufen Medikamente bekamen, so dass sie oft wie betäubt waren, manchmal nicht auf Fragen antworten konnten und leer in den Raum starrten. Trotzdem fanden die Patienten in der Kunst ein Mittel zum Ausdruck. Die Fortschritte waren klein, aber vorhanden. Ich freute mich auf die Therapiestunden, es wurde gelacht, getanzt, gegrübelt und geweint. Es kamen immer wieder neue Patienten dazu, andere mussten die Therapie aus irgendwelchen Gründen abbrechen. Nach einigen Wochen, nachdem bekannt wurde, dass eine Ergotherapeutin beinahe von einem Patienten vergewaltigt wurde, kam bei uns die Erkenntnis auf, dass wir vielleicht einen Security während der Therapie im Raum haben sollten. Als wir danach fragten wurden wir verwundert angeschaut: „Wie? Ihr seid ohne Security während der Therapiestunden?“ In Deutschland undenkbar, dass so eine Sicherheitslücke passiert, schätze ich. Ab da war also immer jemand mit im Raum. Angst etwas könnte passieren hatte ich aber, meine ich zumindest rückblickend, nie. Auch wenn durchaus mal Patienten halluzinierten, sich stritten, oder mit stolz verkündeten ihre Mutter getötet zu haben. Trotzdem waren die Patienten irgendwo und auf irgendeine Weise liebenswert. Als ich mich nach einem knappen Jahr Arbeit von Ihnen verabschiedete musste ich weinen. In der SATU hatten wir nur vier Wochen Zeit um den Patienten wieder auf die Beine zu helfen. Eine sehr kurze Zeit und die Therapiestunden waren dementsprechend auch strukturierter als in der Forensik. Themen waren Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, Selbstwertgefühl, der Umgang mit Emotionen und Abschied nehmen. „Was möchte ich ändern und warum? Wie vermeide ich Trigger? Was tut mir gut und was nicht?“. Ziele wurden ausgearbeitet und formuliert. Die Kunsttherapie integrierte sich recht schnell als neuer, erfolgreicher Teil des Programms. Die Psychiatrische Anstalt war generell ziemlich anders, als ich es aus Deutschland kannte. Während ich in meinem Studium lernte, dass die Würde des Patienten oberste Priorität hat, er sich als Mensch wahrgenommen fühlen muss und man ihm mit Empathie gegenübertreten soll, stand der Stempel „Patient“ den Patienten in der südafrikanischen Psychiatrie fett auf die Stirn geschrieben. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn jeder Patient bekam Patientenkleidung (im Prinzip ein Schlafanzug, den sie den ganzen Tag anhatten) bei dem auf jedem Kleidungsstück „Patient of …...psychiatric hospital“ stand. Auch eine Mütze, mit Aufdruck direkt über der Stirn. Die forensischen Abteilungen der Klinik erinnerten mich (tut mir Leid für den Ausdruck) an einen Zoo. Das erste was man sah, war eine riesige Glaswand, hinter der ein grauer Innenhof war. Kaum grün, keine Stühle, Bänke, Tische..., keine Beschäftigungsmöglichkeiten. Dies war der Hauptaufenthaltsort der Patienten. Therapiestunden gab es wenig und so war es tatsächlich so, dass die meisten Patienten einfach den gesamten Tag auf diesem Hof verbrachten. Würdevoll war das irgendwie nicht. Die „Zimmer“ glichen eher Gefängniszellen aus alten Filmen. Ja, ich weiß, die Patienten waren ja auch kriminell, aber es unterschied sich einfach so viel von dem was ich gelernt habe. Die Reflexionsrunden mit den Patienten liefen auch ganz anders ab. So saßen fast alle Krankenschwestern, Ärzte und Therapeuten in einem großen Halbkreis im Raum. Davor stand ein leerer Stuhl auf den sich dann ein Patient setzte, wie auf dem Präsentierteller und dann wurde über Krankenakte, Entwicklungen, Fehltritte usw. diskutiert. Klar, die meisten Patienten waren sehr eingeschüchtert von der Situation. Alles in allem musste ich viele meiner ethischen Grundlagen ablegen und mich anpassen. In meinen Therapiestunden und im kleinen Rahmen versuchte ich natürlich weitgehend das umzusetzen was ich, zumindest in meinem Beruf als Therapeutin, für richtig halte: jeden Menschen mit Würde und Respekt zu begegnen und ihn als Mensch wahrzunehmen. Rückblickend war die Zeit dort unheimlich lehrreich. Ich habe einige, hier selbstverständliche, Dinge zu schätzen gelernt und fand meine Position zwischen Distanz und Empathie, scheinbaren Tätern und Opfern, geplanten und nicht-planbaren und irgendwie auch zwischen Europa und Südafrika.
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
* In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
*In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
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von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
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von Mandy Geppert 18 Feb., 2020
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