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Blasenentzündung- Entstehung, Vorbeugung und Behandlung

30. Oktober 2019

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Vielen kommt es bekannt vor- ständiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen und im Unterleib- eine Blasenentzündung kündigt sich an. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit treten diese Symptome vermehrt auf. Gerne möchte ich euch paar Tipps aus der Naturheilkunde zur Vorbeugung und Behandlung geben. Dafür schauen wir uns zunächst die Entstehung und Ursachen an. 
*Wichtig: Dieser Beitrag dient nur der Information und ersetzt keinesfalls die Diagnostik und Behandlung eines Arztes*

Entstehung und Ursachen

Man unterscheidet in akute und chronische Blasenentzündungen. Die akute ist in der Regel bakteriell bedingt, währenddessen die chronische oft abakteriell ist. Im Folgenden gehe ich vorrangig auf die akute, bakterielle Blasenentzündung ein. 
 
Frauen sind weit häufiger betroffen als Männer, das liegt an der Anatomie. Währenddessen Männer eine Harnröhre von etwa 20 - 25 cm haben, sind es bei Frauen nur 2,5 – 4 cm. 
In den meisten Fällen, wandern die Bakterien von unten, durch die Harnröhre, in die Harnblase. Bei Frauen haben sie also, durch den wesentlich kürzeren Weg, ein leichteres Spiel. 
Die häufigsten verursachenden Bakterien sind die E. Coli (Escherischia Coli). Diese sind physiologisch (also im gesunden Normalzustand) in unseren Darm zuhause. Dort sind sie sogar durchaus wichtig. Gelangen sie allerdings in die Harnwege, verursachen sie dort Beschwerden. Durch die anatomische Nähe von Enddarm und Harnröhre kann es dazu kommen das die E. Coli´s sich „verirren“.

Zudem ist bekannt, dass es bei einer Unterkühlung des Unterleibes auch zur Blasenentzündung kommen kann. (Blasenentzündung wird auch Blasenerkältung genannt)
Viele Frauen wissen, wenn sie sich im Winter z.B. auf eine kalte Bank setzen ist die Blasenentzündung vorprogrammiert. 
Dies hat mit einer verminderten Durchblutung der Schleimhäute bei Kälte zu tun. 
Um Krankheitserreger einzudämmen ist eine gute Durchblutung der Schleimhäute notwendig, denn im Blut schwimmen die wichtigen Zellen unseres Immunsystems. 

Eine weitere Ursache ist eine Dysbalance der Vaginalflora. Dieser Bereich ist eigentlich selbstreinigend und schützt so vor dem Eindringen unerwünschter Bakterien. 
Sind allerdings zu wenig von den guten Milchsäurebakterien vorhanden, herrscht ein Ungleichgewicht der Bakterien oder ist der pH-Wert der Vaginalschleimhaut verändert, ist diese Schutzfunktion herabgesetzt und es kann nicht nur zu Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane, sondern auch zur Blasenentzündung kommen. Viele Frauen kennen auch die Vaginal- oder Blasenentzündung nach Antibiotika-Einnahme, denn hierdurch wird das Milieu auch in ein Ungleichgewicht gebracht.

Schwimmen trägt auf mehreren Wege zur Entstehung einer Blasenentzündung bei. Meist sorgt es für eine Verkühlung der Region, es können Bakterien verschleppt werden und außerdem greift das Chlor im Wasser die Vaginalflora an. 
Eine weitere Ursache ist häufiger Sex (Auch „Honeymoon-Zystitis“ genannt), denn auch hierdurch können Bakterien eindringen und außerdem werden die Schleimhäute beansprucht. 
Auch ein spermizides Gel (wie es z.B. manchmal bei der Verwendung von Diaphragmen angewandt wird) kann das Milieu negativ beeinflussen.
Zuletzt möchte ich noch eine Störung des Hormonhaushaltes als Grund nennen. Hierzu führen können zum Beispiel: Schwangerschaften, Wechseljahre und die Einnahme der Anti-Baby-Pille.

Vorbeugung 
Um eine Blasenentzündung vor zu beugen ist es zunächst ratsam die Entstehungsfaktoren zu kennen und zu umgehen. Gut, wir können unsere Anatomie nicht ändern, aber wir können dafür sorgen, dass die Bakterien es schwerer haben in die Harnröhre zu gelangen. Hierzu ist es sehr wichtig die „Wischrichtung“ beim Toilettengang konsequent von vorne nach hinten einzuhalten. Wischen wir andersherum, also von hinten nach vorne, führen wir förmlich die Bakterien vom Darm zur Harnröhre. Allein dieser Tipp hilft bei manchen schon, eine immer wiederkehrende Blasenentzündung zu verhindern. 

Dann ist es natürlich ratsam den Bereich nicht auskühlen zu lassen. Das heißt, warm einpacken und wenn man weiß, man sitzt längere Zeit draußen (z.B. Fußballstadion) unbedingt eine wärmende Unterlage mitnehmen. Auch Nierenwärmer sind sehr ratsam, denn wenn eine Blasenentzündung in die Nieren hochsteigt, wird es äußerst unangenehm und auch gefährlich. (Bei Schmerzen in der Nierenregion oder hartnäckiger Blasenentzündung, unbedingt!! einen Arzt aufsuchen)
Zu dem sollten Frauen für eine stabile Vaginalflora sorgen. Die häuftigste Ursache für eine Dysbalance in diesen Bereich ist eine falsche Hygiene. Der Vaginalbereich sollte im Idealfall nur mit Wasser gereinigt werden. Shampoo, Lotionen (und selbst extra „Intim-Waschgele“) haben im Intimbereich nichts zu suchen und sollten unbedingt gemieden werden. Dieser Bereich ist, wie schon erwähnt, sowieso selbstreinigend und daher brauchen wir das auch nicht! 

Tampons können ebenfalls die Vaginalschleimhaut reizen, hier könnte eine Menstruationstasse als Ersatz ausprobiert werden, denn diese trocknet die Schleimhaut nicht so sehr aus. 
Ebenfalls ist es eine Idee nur Unterhosen aus natürlichen Materialien wie Baumwolle und Seide zu verwenden. Polyester und andere synthethische Stoffe reizen ebenfalls. 

Im Falle einer wiederkehrenden Blasenentzündung, eventuell sogar mit Symptomen auch im Vaginalbereich, ist es nötig die Vaginalflora untersuchen zu lassen und ggf. zu behandeln. 

Nach dem Schwimmen, bzw. auch in den Schwimmpausen, ist es ratsam direkt die Kleidung zu wechseln um eine Unterkühlung zu vermeiden. Falls während des Schwimmens ein Tampon getragen wird, sollte dies nach dem Schwimmen direkt gewechselt werden. 

Wenn eine Neigung zu Blasenentzündungen besteht, schützt nach dem Sex ein Toilettengang mit Wasserlassen. Zudem sollte beachtet werden nie, während des Verkehrs, von Anal- auf Vaginal zu wechseln.

Viele kennen Cranberry, als Tee, Saft oder Extrakt zur Behandlung von Blasenentzündungen. Ja, Cranberry ist ein wirksames Mittel, allerdings vor allem zur Vorbeugung. Es verhindert das anheften der Bakterien an die Blasenschleimhaut. Wenn die Blasenentzündung schon im Gange ist, ist Cranberry nicht mehr das Mittel der Wahl. Falls man aber weiß, das das Risiko einer Blasenentzündung besteht (z.B. Stadionbesuch, Schwimmbadbesuch...) kann man vorsorglich mit Cranberry arbeiten, oder auch bei ersten Symptomen.
Zu dem sollte man viel trinken, denn auch der durchspülende Effekt, kann das Anheften der Bakterien verhindern.

Behandlung 
Die Naturheilkunde hat einiges zu bieten um Blasenentzündungen einzudämmen. 
Hier aber auch nochmal der Hinweis: Falls die Beschwerden länger als drei Tage andauern, sehr stark sind, sich verschlechtern, wiederkehrend, chronisch sind oder Fieber oder Nierenschmerzen hinzukommen ist ein Arzt aufzusuchen!
Bei Männern, Kindern und Schwangeren ist grundsätzlich ein Arztbesuch nötig!

D-Mannose
D-Mannose ist ein Einfachzucker der in geringen Mengen sogar vom Körper selbst produziert werden kann. Die E.Coli Bakterien heften sich an die D-Mannose der Blasenschleimhaut. Wenn man nun D-Mannose zusätzlich subsituiert (oral aufnimmt), heften sich die Bakterien an die zugeführte Mannose statt an die der Blasenschleimhaut, denn die Bindungsfähigkeit ist höher. Die ,dann an die Mannose gebundenen, Bakterien werden nun über den Urin mit ausgespült. Zu beachten ist, dass diese Präparate nur bei Blasenentzündungen helfen, die durch E-Coli Bakterien ausgelöst wurden. 
D-Mannose kann auch,, bei wiederkehrenden Blasenentzündungen, vorbeugend eingenommen werden- bitte ärztlich abklären. 
Es gibt verschiedene Präparate mit D-Mannose. Lasst euch hierzu in der Apotheke beraten. 

Natürliche Antibiotika
Es gibt eine Reihe von Pflanzen die eine antibakterielle Wirkung haben. Das positive ist, dass sie anders als die medizinischen Antibiotika, keinen negativen Einfluss auf unsere gesunde Bakterienflora haben. 

Bärentraubenblätter
Bärtentraubenblätter haben eine antibakterielle und antientzündliche Wirkung. Die Wirkstoffe sollen die verursachenden Bakterien töten und den Heilungsverlauf so beschleunigen. Sie können als Bärentraubenblättertee oder auch als Tabletten zugeführt werden. Es gibt verschiedene Präparate- wendet euch hierzu an die Apotheke.

Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel
Die in diesen Pflanzen enthaltenen Senföle haben ebenfalls eine antibakterielle und antientzündliche Wirkung. Hierzu liegen viele Forschungsarbeiten vor, die auch belegen, dass keine Resistenzbildungen bisher beobachtet wurden und die Darmflora geschont wird. 
Lasst euch auch hierzu in der Apotheke beraten. 

Stoßtrinken
Wichtig ist, dass das Harnsystem gut durchgespült wird. Hierzu empfehle ich ein Stoßtrinken, mehrmals am Tag, an dem man viel Wasser auf einmal trinkt. 

Wärme zuführen
Eine BlasenerKÄLTung behandeln wir mit Wärme. In der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) haben unsere Füße einen direkten Bezug zum Unterleib. 
Diesen Bezug hat auch das Gewürz Zimt, welches außerdem stark wärmend wirkt. Ein Tipp aus der TCM ist demnach ein schön warmes Fußbad mit Zimt (Einfach als Pulver ins Wasser streuen). Dies hat einen wunderbar wärmenden Effekt. 




von Mandy Geppert 18. Februar 2020
* In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
Der Mensch und die Natur sind zyklische Wesen. So verläuft jeder Tag im Morgen-, Mittag-, Abend- und Nachtzyklus. Jede Mondphase mit zunehmenden Mond, Vollmond, abnehmenden Mond und Neumond. Jedes Jahr mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ 🌷‌Die erste Zyklushälfte bezeichnen wir als Frühling. Hier ist es oft so, dass wir neue Projekte beginnen wollen, voller Motivation sind und gern neue Kontakte knüpfen. Der erhöhte Östrogen Spiegel bewirkt den Aufbau unserer Gebärmutterschleimhaut und auch psychisch befinden wir uns in einer Wachstumsphase. ⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ☀️Während der fruchtbaren Zeit, also um den Eisprung rum, ist der Sommer. Oft fühlen wir uns dann besonders wohl in unserem Korper, flirten gerne und haben vermehrt Lust auf Sex. Spaß und Sport stehen jetzt ganz hoch im Kurs. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ 🍁Die zweite Zyklushälfte vergleichen wir mit dem Herbst. Wir fahren runter, schlafen mehr, mögen es kuschelig, sind kreativer und besonders emphatisch. ⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ❄️Die Zeit der Menstruation ist der Winter. Hier möchten sich die meisten Frauen zurück ziehen. Wie regenerieren und reinigen uns. Hier sollten wir auf unsere Intuition hören und auch Mal zulassen, dass uns gerade nicht nach vielen Kontakten oder Partys ist. ____________________________________ 🌱Findest du dich darin wieder?
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
1# bisher mehr als 200 verschiedene Inhaltsstoffe nachgewiesen 2# besteht zu 99% aus Wasser 3# soll antientzündlich, antibakteriell, antiviral, feuchtigkeitsspendend und wundheilend wirken 4# die wildlebende Pflanze kann monatelang ohne Regen auskommen 5# das Gel kann äußerlich und innerlich eingesetzt werden, als Tinktur, Salbe, Tee (innerliche Anwendung bitte nur in medizinischer Begleitung) Du kannst die Aloe Vera Pflanze ganz einfach zuhause im Topf züchten. Bei Bedarf schneidest du einen Teil (am besten ein ganzes Blatt) der Pflanze ab und nutzt das Gel im Inneren des Blattes. Tipp: den Rest des Blattes kannst du ein paar Tage im Kühlschrank aufbewahren. Schon mal ausprobiert? :)
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
Ernährung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Elternsein... in vielen Dingen streben wir nach dem „Perfekten“. Die Ernährung sollte biologisch, saisonal, regional, Fairtrade, vegetarisch/vegan, gesund, vollwertig, gluten- & laktosefrei und nicht in Plastik verpackt sein. Ja, ein erstrebenswertes Ziel, aber umsetzbar? Es gibt sicherlich einige Menschen die es schaffen diese Sachen umzusetzen, aber das erfordert Zeit, Energie, Motivation und Disziplin. Meiner Meinung nach führen auch kleine Schritte zum Erfolg und damit sollte man beginnen. Nicht von heute auf morgen alles versuchen umzustellen, um dann doch zu scheitern, sondern nach und nach schauen was jetzt gerade möglich ist! Wie oft habe ich schon Sätze gehört wie: „Naja Person X lebt zwar vegetarisch aber fliegt ständig mit dem Flugzeug in den Urlaub“ oder „Person Y nimmt ja das E-Bike zur Arbeit, der Nachhaltigkeit wegen, benutzt aber Kaffeekapseln“. Ja, „perfekt“ ist das nicht, aber ich finde jeden einzelnen Schritt toll, den jemand macht- für seine Gesundheit, für die Umwelt, für den Tierschutz oder sonstigen Zielen dieser Art. Muss man sich als Eltern schlecht fühlen wenn man Wegwerfwindeln statt Stoffwindeln benutzt? Wenn man Gläschen gibt anstatt jeden Tag selber zu kochen? Ist es verwerflich Bio-Tomaten in Plastik verpackt zu kaufen? Den perfekten Menschen gibt es nicht. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen und inspirieren anstatt radikal zu denken. Fühlt euch gut für das was ihr schafft und nicht schuldig für Dinge die ihr noch nicht erreicht habt. Mein Tipp: Denkt jeden Sonntag Abend drüber nach was ihr in dieser Woche ändern könnt. Das kann eine Kleinigkeit sein, wie z.B. eine Holzzahnbürste zu kaufen, Jutebeutel mit zum einkaufen zu nehmen oder im Bio- / Unverpacktladen einzukaufen. Am nächsten Sonntag reflektiert ihr wie umsetzbar das war und ob ihr das so weiter machen wollt / könnt. Und formuliert ein nächstes Ziel. Manchmal stehen aber auch andere Sachen im Leben an und es passt gerade nicht, dann ist das auch ok.
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
-Südafrika 2012- Endlich angekommen. Ob ich überhaupt fliegen kann, stand bis kurz vor Abreise nicht fest, hatte ich mir nämlich kurz zuvor einen fiesen Infekt im asiatischen Ausland geholt und durfte ein paar Tage in Quarantäne verbringen. Glücklicherweise doch kein Malaria, Hepatitis oder ähnliches. Aufregend und nervenaufreibend. Am Flughafen werde ich von einem Mitarbeiter der Universität, an der ich Supervision bekommen werde und in dessen Studentenwohnheim ich wohnen werde, abgeholt. Die Uni ist eine Partnerstätte meiner holländischen Uni. Da ich einige Zeit später anreise als alle anderen wurden die Arbeitsplätze bereits vergeben und ich hatte keine Entscheidungsfreiheit mehr. Ich hatte aber Glück, denn ich wurde genau da eingeteilt wo ich hin wollte. Halbtags in eine der größten Psychiatrien Südafrikas und zudem in einer Kindertagesstätte im Township. Vor allem die Psychiatrie interessiert mich brennend, denn dies war auch im Studium immer mein Schwerpunkt. Zwei weitere Studenten arbeiteten in den gleichen Einrichtungen wie ich. In der Psychiatrie durften wir uns aussuchen welche Stationen uns besonders interessierten und wo wir gern eingeteilt werden würden. Schnell wurde deutlich das wir eher als „fertige“ Kunsttherapeuten gesehen wurden und wir sehr selbstständig arbeiten würden. In einer deutschen Psychiatrie nicht denkbar, dass Studenten im dritten (vorletzten) Studienjahr einfach „auf die Patienten losgelassen werden.“ Auf der einen Seite fand ich das schade, hätte ich mir doch gerne Methoden von erfahrenen Therapeuten abgeschaut, auf der anderen Seite eine tolle Herausforderung von der ich sicher viel lernen konnte. Die Abteilungen, in denen wir arbeiten würden, waren: Allgemeine Psychiatrie Forensik Drogenentzugsprogramm In der Abteilung „Allgemeine Psychiatrie“ waren Patienten mit Erkrankungen mit psychiatrischen Diagnosen wie z.B. Borderline, Schizophrenie, Psychose, Depression, Essstörungen... In der Abteilung „Forensik“ waren Patienten, die eine Straftat begangen haben und auch eine psychiatrische Diagnose haben. Statt Gefängnis also Psychiatrie. Die Straftaten waren in den allermeisten Fällen Mord und Vergewaltigung, manchmal auch Mehrfachmord. Selten ging es um illegale Geldgeschäfte o.ä. Die „SATU“- Substance Abuse Treatment Unit- war ein vierwöchiges Drogenentzugs-Programm. Viele Menschen die alles in Ihrem Leben aufgrund von Drogenmissbrauch verloren hatten – oder auch nie etwas hatten. Der lange Drogenkonsum stand den meisten ins Gesicht geschrieben, eingefallene Gesichter, zernarbte Körper, junge Menschen sehen aus wie mind. 30 Jahre älter. Viele litten unter Vergewaltigungen in der Vergangenheit oder dem Verlust eines Familienmitglieds durch Mord. So hatte ich das Gefühl, auf der einen Seite mit den Tätern und auf der anderen Seite mit den Opfern zu arbeiten. Aber so einfach zu unterteilen ist das natürlich nicht. Die erste Therapiestunde in der Forensik steht an. Ich frage mich wie ich mich dabei wohl fühlen würde, war ich ja zuvor noch nie (zumindest bewusst) einem Mörder oder Vergewaltiger begegnet. Es war eine Gruppentherapie mit, ich glaube, vier Patienten. Zunächst alle recht zurückhaltend. Sie sprachen gebrochenes Englisch, ich war aber überrascht wie gut. So saß ich dann also vor einer Gruppe Schwerstkrimineller. Es fühlte sich aber nicht so an. Ich sah wie immer den Patienten, den Menschen hinter der Erkrankung, hinter der „Tat“. Und die Arbeit machte Spaß. Ich habe schnell bemerkt, dass viele Methoden die wir in Holland / Deutschland anwendeten hier nicht zu gebrauchen waren. Abstraktes Denken und die kognitive Fähigkeit eine Aufgabe zu verstehen und dann umzusetzen war bei einigen extrem eingeschränkt. Es lag nicht an der Sprache, sondern wahrscheinlich an mangelnder Bildung aber auch viel an der Krankheit, lebten einige Patienten in ihrer ganz eigenen Welt. Zu dem kam oft, dass die Patienten in der Forensik und Allgemeinen Psychiatrie einen Haufen Medikamente bekamen, so dass sie oft wie betäubt waren, manchmal nicht auf Fragen antworten konnten und leer in den Raum starrten. Trotzdem fanden die Patienten in der Kunst ein Mittel zum Ausdruck. Die Fortschritte waren klein, aber vorhanden. Ich freute mich auf die Therapiestunden, es wurde gelacht, getanzt, gegrübelt und geweint. Es kamen immer wieder neue Patienten dazu, andere mussten die Therapie aus irgendwelchen Gründen abbrechen. Nach einigen Wochen, nachdem bekannt wurde, dass eine Ergotherapeutin beinahe von einem Patienten vergewaltigt wurde, kam bei uns die Erkenntnis auf, dass wir vielleicht einen Security während der Therapie im Raum haben sollten. Als wir danach fragten wurden wir verwundert angeschaut: „Wie? Ihr seid ohne Security während der Therapiestunden?“ In Deutschland undenkbar, dass so eine Sicherheitslücke passiert, schätze ich. Ab da war also immer jemand mit im Raum. Angst etwas könnte passieren hatte ich aber, meine ich zumindest rückblickend, nie. Auch wenn durchaus mal Patienten halluzinierten, sich stritten, oder mit stolz verkündeten ihre Mutter getötet zu haben. Trotzdem waren die Patienten irgendwo und auf irgendeine Weise liebenswert. Als ich mich nach einem knappen Jahr Arbeit von Ihnen verabschiedete musste ich weinen. In der SATU hatten wir nur vier Wochen Zeit um den Patienten wieder auf die Beine zu helfen. Eine sehr kurze Zeit und die Therapiestunden waren dementsprechend auch strukturierter als in der Forensik. Themen waren Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft, Selbstwertgefühl, der Umgang mit Emotionen und Abschied nehmen. „Was möchte ich ändern und warum? Wie vermeide ich Trigger? Was tut mir gut und was nicht?“. Ziele wurden ausgearbeitet und formuliert. Die Kunsttherapie integrierte sich recht schnell als neuer, erfolgreicher Teil des Programms. Die Psychiatrische Anstalt war generell ziemlich anders, als ich es aus Deutschland kannte. Während ich in meinem Studium lernte, dass die Würde des Patienten oberste Priorität hat, er sich als Mensch wahrgenommen fühlen muss und man ihm mit Empathie gegenübertreten soll, stand der Stempel „Patient“ den Patienten in der südafrikanischen Psychiatrie fett auf die Stirn geschrieben. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn jeder Patient bekam Patientenkleidung (im Prinzip ein Schlafanzug, den sie den ganzen Tag anhatten) bei dem auf jedem Kleidungsstück „Patient of …...psychiatric hospital“ stand. Auch eine Mütze, mit Aufdruck direkt über der Stirn. Die forensischen Abteilungen der Klinik erinnerten mich (tut mir Leid für den Ausdruck) an einen Zoo. Das erste was man sah, war eine riesige Glaswand, hinter der ein grauer Innenhof war. Kaum grün, keine Stühle, Bänke, Tische..., keine Beschäftigungsmöglichkeiten. Dies war der Hauptaufenthaltsort der Patienten. Therapiestunden gab es wenig und so war es tatsächlich so, dass die meisten Patienten einfach den gesamten Tag auf diesem Hof verbrachten. Würdevoll war das irgendwie nicht. Die „Zimmer“ glichen eher Gefängniszellen aus alten Filmen. Ja, ich weiß, die Patienten waren ja auch kriminell, aber es unterschied sich einfach so viel von dem was ich gelernt habe. Die Reflexionsrunden mit den Patienten liefen auch ganz anders ab. So saßen fast alle Krankenschwestern, Ärzte und Therapeuten in einem großen Halbkreis im Raum. Davor stand ein leerer Stuhl auf den sich dann ein Patient setzte, wie auf dem Präsentierteller und dann wurde über Krankenakte, Entwicklungen, Fehltritte usw. diskutiert. Klar, die meisten Patienten waren sehr eingeschüchtert von der Situation. Alles in allem musste ich viele meiner ethischen Grundlagen ablegen und mich anpassen. In meinen Therapiestunden und im kleinen Rahmen versuchte ich natürlich weitgehend das umzusetzen was ich, zumindest in meinem Beruf als Therapeutin, für richtig halte: jeden Menschen mit Würde und Respekt zu begegnen und ihn als Mensch wahrzunehmen. Rückblickend war die Zeit dort unheimlich lehrreich. Ich habe einige, hier selbstverständliche, Dinge zu schätzen gelernt und fand meine Position zwischen Distanz und Empathie, scheinbaren Tätern und Opfern, geplanten und nicht-planbaren und irgendwie auch zwischen Europa und Südafrika.
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
* In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
*In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
* In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
*In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
von Mandy Geppert 18. Februar 2020
*In Kooperation mit Sina Hellinger - Naturheilpraxis Hellinger
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